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Titel: extempore tom, 100 x 70
gemalt für die Ausstellung „Nach 100 Jahren – Künstler sehen Buddenbrooks“, Schloß Reinbek
Technik: Mischtechnik Rostoxidation auf Leinwand
Text unten im Bild:
„Ich weiß, daß oft die äußeren, sichtbarlichen und greifbaren Zeichen und Symbole des Glückes und Aufstieges erst erscheinen, wenn in Wahrheit alles schon wieder abwärts geht. Diese äußeren Zeichen brauchen Zeit, anzukommen, wie das Licht eines solchen Sternes dort oben, von dem wir nicht wissen, ob er nicht schon im Erlöschen begriffen, nicht schon erloschen ist, wenn er am hellsten strahlt……“

“ I know that the external, visible, tangible tokens and symbols of happiness and success first appear only after things have in reality gone into decline already. Such external signs need time to reach us, like the light of one of those stars up there, which when it shines most brightly may well have already gone out, for all we know.“
Thomas Mann, Die Buddenbrooks, Teil 7, Kap.6

Nach Jahren des Papierschöpfens für meine Materialbilder – siehe oben – beginne ich eher zufällig mit Bienenwachs und Pigmenten zu experimentieren. Hierfür wird das Wachs erhitzt und – meist gleich versetzt mit reinen Farb-Pigmenten – auf einen festen Malgrund aufgebracht, wo es sofort erkaltet und erstarrt.
Da meine inneren Bilder dem äußerst langwierigen Prozeß des Papierschöpfens immer öfter vorauseilen, verwende ich hier und da auch Papiersorten, welche ich einmal nicht selber geschöpft habe.
Aus dem Verhalten dieser teilweise sehr dünnen Papiere beim Aufbringen ergeben sich weitere gestalterische Möglichkeiten.
Der Schaffungsprozeß verselbständigt sich, entwickelt eine Eigendynamik.
Das Einarbeiten von Wachs und zur Erhitzung geeigneter Pigmente geschieht immer mehr intuitiv.
Farben und Strukturen fließen gezielt oder auch ungezielt zusammen.
So entstehen Bilder von ganz eigener Dynamik und Wirkung.
Das abschließende Auspolieren der Bildoberfläche wird zum sinnlichen Genuß.
Das Besondere: Der hierbei erzielte Glanz des Bienenwachses bewegt sich nicht in der Gefahrenzone der Geschmacklosigkeit eines etwa hochglanz – gefirnißten Bildes!
Auf einem Foto – und sei es noch so gut – ist diese Besonderheit leider nur sehr schwer wiederzugeben!

„….. nach rein gegenständlichem Beginn meiner Malerei 1995 entwickelte sich in meinen Bildern in kürzester Zeit und für mich ganz zwangsläufig die zunehmende Gegenstands – losigkeit.
Der Weg dorthin ist für mich nicht – wie zumeist interpretiert – das zunehmend abstrakte Sehen im Sinne von Detail – Auslassung.
Vielmehr schärft sich das Auge, vergleichbar dem Zoom eines Fotoapparates, mit den Jahren künstlerischer Tätigkeit dem Detail entgegen – ähnlich dem stark vergrößerten Ausschnitt einer Fotografie, der seinen ganz eigenen Reiz entfaltet und dabei den Gegenstand selber unkenntlich macht.
Ich laufe also durch die Welt und rahme quasi pausenlos und unbeabsichtigt visuell – intuitiv alles irgendwie ein, was sich dem Auge darbietet….und sei es ein Stück Marmorboden, der Teil eines Ameisenhaufens oder Waldbodens…..
So reflektieren meine gegenstandslosen Bilder in abgewandelter Weise doch immer die Stimmung des real Gesehenen.“

„….. after initially starting to paint from an objective point of view, an increasingly abstract quality developed in my pictures after a short time which, for me, was completely inevitable.
The journey there for me is, not as most interpret it, the increasingly abstract view in terms of absence of detail.
The fact is that my eye is more critical, and can be compared with the zoom lens of a camera, as regards detail. It is similar to one greatly enlarged section of a photograph, which reveals its entire charm and, in so doing, renders the object unrecognisable.
In the same way my seemingly abstract paintings do always in fact reflect the atmosphere of what I have actually observed.“